Ausgemustert Roman by Susanne Fröhlich

Ausgemustert  Roman by Susanne Fröhlich

Autor:Susanne Fröhlich
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426457214
Herausgeber: Knaur e-books


Knut hat meine zweiwöchige Abwesenheit genutzt und seinen Lieblingssessel geholt. »Seinen« Eames Chair, einen Designerstuhl. Schwarz mit Beistellhocker. Das Schmuckstück unseres Wohnzimmers. Wahrscheinlich steht er jetzt bei Nina. Ob sie schon ein hübsches Bild davon auf ihrer Instagram-Seite gepostet hat? Wie kann er das tun? Das ist unser Sessel. Aus unserem Haus. Denkt der, das hier sei ein Selbstbedienungsladen und er pickt sich raus, was er mag? Werde ich eines Morgens in einem leer geräumten Haus aufwachen? Ich glaube, es wird wirklich Zeit, Frau Dr. B. aufzusuchen!

Ich schicke eine Nachricht an Susanne vom Autohaus. »Bin zurück. Wie ist die Lage?«, frage ich nur.

»Bescheiden«, lautet ihre knappe Antwort. »Kommst du übermorgen wieder?«, erkundigt sie sich dann.

»Ja, so ist der Plan«, schreibe ich und finde, das klingt geradezu optimistisch. »Was meinst du mit bescheiden?«, frage ich dann aber doch noch mal nach.

Die Antwort kommt schnell: »Die Stimmung hier. Alle sind irgendwie traurig. Darüber, dass du nicht da bist und wahrscheinlich ja auch nicht mehr kommst.«

Dass alle traurig sind, macht mich ein kleines bisschen froh. Wie schön. Es scheint Menschen zu geben, denen ich fehle. Menschen, die mich vermissen. Der zweite Teil ihrer Nachricht allerdings verwirrt mich. Was meint sie mit: »nicht mehr kommst?« »Wie kommst du denn auf die Idee?«, will ich wissen.

»Knut hat so was gesagt«, erscheint auf meinem Bildschirm.

»Alles Quatsch. Der spinnt. Das träumt er vielleicht. Das hat der gar nicht zu entscheiden!«, reagiere ich prompt und hoffe, dass ich da nicht zu blauäugig bin. Immerhin ist Knut der Chef des Autohauses. Er kann mich feuern, wenn er das will. Wird er so weit gehen? Ich kann es mir nicht vorstellen, denn wenn er mich rausschmeißt, muss er mir ja trotzdem weiterhin was zahlen. Er kann mir ja wohl kaum komplett den Geldhahn zudrehen. So bekommt er für sein Geld immerhin noch eine gewisse Arbeitsleistung. Dafür muss er mich allerdings auch weiterhin täglich sehen. Vielleicht will er das verhindern. Oder es passt seiner Nina nicht.

Ich packe aus, fülle eine Waschmaschine und mache mir einen Kaffee. Beim Anblick der Arbeitsfläche in der Küche sehe ich, dass Knut nicht nur den Sessel, sondern auch unseren Hochleistungsmixer, den Smoothiemaker, mitgenommen hat. Das Ding wird ja nicht von allein weggelaufen sein. Überlege, ob ich mich aufrege. Es stinkt mir, dass er einfach zusammenrafft, was ihm gefällt, aber das Teil an sich wird mir nicht wahnsinnig fehlen. Ein Smoothiemaker ist ein Gerät wie ein Brotbackautomat. Man kauft es, benutzt es geradezu manisch, als könnte man ohne nicht leben, und nach einigen Wochen ist man es leid. Dann blockiert es nur noch jede Menge Stellfläche. So wie die Saftpresse und der andere Krempel, von dem man dachte, dass ein Leben ohne nicht möglich sei.

Ich kann ehrlich gesagt gut ohne Smoothies leben. Ich mag sie, aber nicht das ganze Prozedere, das mit einem schnöden Glas Saft verbunden ist. Dieses Geschnippel und das anschließende Reinigen des Geräts. Das alles für ein Gläschen Saft! Irgendwie habe ich jedes Mal das Gefühl, Aufwand und Ergebnis stehen nicht im optimalen Verhältnis zueinander.



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